Eine Breitscheider Mühle
1692 bewilligt Fürst Heinrich von Dillenburg den Eheleuten Peter Nix in Breitscheid die Errichtung einer neuen Mühle oberhalb Langenaubach, wogegen sich diese zu jährlichen Abgaben vom Jahre 1694 an verpflichten. (Archiv Wiesbaden). -
Diese Mühle, die Kohlmühle, später Gelbermühle genannt, war die einzige Wassermühle, welche auf Breitscheider Gerechtigkeit lag. Sie stand im Kohlhain, in den Wiesen nahe am Wald, etwas unterhalb der Seilbahn, die von der hiesigen Fabrik nach Dresselndorf führte. Reste von den Fundamenten sind noch vorhanden.
(Ein Bild von der Gelbermühle, in Öl auf Leinwand aus 1905 von A. Kamm gemalt, hat der Besitzer der im Vorwort genannte Ernst Becker, auf meine Bitte unserer Gemeinde im Mai 1940 vermacht, und soll es auf seine Anordnung im Sitzungszimmer des Rathauses seinen Platz erhalten. Ein Lichtbild vom Originalbild werde ich unserem Gemeindearchiv einverleiben.) -
In den letzten Jahren ihres Daseins diente sie nicht mehr als Mühle. Der letzte Besitzer, ein Rabenscheider, soll sie selbst in Brand gesteckt haben um 1907. Die Breitscheider, die gerade im Steingrund am Heumachen waren, eilten zum Löschen hin, aber sie war nicht mehr zu retten. Jetzt wächst Gras über der Stätte, wo im 18. Jahrhundert, wie wir, unseren Presbyterialprotokollen entnehmen können, nichts weniger als Friede herrschte.
Nix, der Gründer der Mühle, und seine Nachkommen machten dem Presbyterium viel zu schaffen. Die dunkelsten Gebiete des menschlichen Lebens, wie Sauferei, Hurerei, eheliche Untreue, Zankerei und Schlägerei tun sich vor uns auf. Manches Protokoll im Pfarrhaus berichtet darüber.
(Vielleicht können wir später noch einen besonderen Aufsatz über die Mühlen im Aubachtal bringen. Die beiden anderen Mühlen lagen auf Rabenscheider Gebiet. Die Grützemühle, jetzt von der Jugend nach ihrem Besitzer auch Fischbachs Mühle genannt, war die älteste; wir fanden sie schon 1536 erwähnt. (F: Siehe S. 43: 1511 heißt es, es solle ein Augenschein "by Rabenscheit an die dorre vbach" (Aubach) ernannt werden.)
Die Petermühle lag in Dillmerfurt; ein Steinhaufen zeugt noch von der Stätte ihres Daseins. Sie gehörte ganz dem 19. Jahrhundert an. Um 18… brannte sie ab; auch hier soll Brandstiftung seitens des Besitzers vorliegen. Es ist die "Armenruhmühle" in der Erzählung Philippi´s: "Das Heidekreuz".)
Von 1697 bis 1714 war Pfarrer Michael Wehler (lateinisch Weler) als Pfarrer hier.
Er soll ein fleißiger und gewissenhafter Mann gewesen sein. Wie sein Schwiegervater Ludovici hatte auch er schwer um seinen Lebensunterhalt zu kämpfen. F)
1705 beschwert er sich, dass er nicht die zureichenden Mittel habe, den Ackerbau, "wovon ein Pastor dieses Orts meistens zu Leben, rechtmäßig zu bestellen. Die Breitscheider wollten ihm mit den 9 Pferden nicht, wie seinem Schwiegervater, pflügen. Er wäre aber "ohnmächtig", mit Geldunkosten "den mangel des Ackerbaus zu ersetzen", seiner Haushaltung Ruin sei zu besorgen, die Aufbringung seiner Kinder ihm nicht möglich, ja er könne nicht soviel aufbringen ("welches [ich] am meisten beseufze":), dass er sich ein oder anderes Buch zur allgemeinen Erbauung oder seiner eignen "besseren Instruktion" anschaffen könne; folglich lehret mich die noth bitten". -
Zu den äußeren Nöten kam inneres Leid. Dieser Pfarrer hat 8 Kinder auf unserem Kirchhof liegen; einmal wurden zwei Kinder von ihm in ein gemeinsames Grab gelegt. Zwei Kinder starben an den "pochen" (1704 und 1711). Auch seine Mutter, die Witwe des "wohlehrwürdigen und wohlgelehrten" Pastors zu Kirburg ist 1710 "zu Breidscheid ehrlich Zur erd bestattet worden".
1660 starb in Medenbach eine Frau und 1707 ein Mann, beide fast 100 Jahre alt.
F) 1703 Brennholzlieferung an die Pfarrei. Siehe S. 353 !
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von Kornelia Pelz übersetzt
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