schmälen" können, in gleicher Lage gleichem Geschick verfallen wären. (*) Auch Jesus hatte, so sehr er die Sünde haßte und dazu mahnte, reinen Herzens zu werden, doch Nachsicht und vergebende Liebe dem Sünder selbst gegenüber. "Wer unter auch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!" "Weib, wo sind deine Verkläger? Hat dich niemand verdammet?"... "So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!" Aber keine Schonung ("Wehe euch!") kannte Jesus denen gegenüber (die allezeit üppig gedeihen), die sich selbst vermaßen, besser zu sein als die andern, und Gott dankten, dass sie nicht seien wie diese da, dabei aber das Schwerste im Gesetz, die Barmherzigkeit, dahinten ließen und vielleicht selbst inwendig voll Raubes und Fraßes waren.
"Fiel ein Herz im Drange zwischen Reiz und Pflicht, Mensch, o richte nicht!
Weißt du, welchem Zwange, welchem Unglückstag solch ein Herz erlag?") *)
1727 wurde nach Vogel an unserer Kirche gebaut. Vogel muss diese Nachricht wohl Akten im Archiv entnommen haben. Auch eine Notiz in einem hiesigen Kirchenbuch weist auf damals stattgehabtes Bauen an der Kirche hin. Pfarrer Groos schreibt 1728: "Auf Jakobi haben wir das heilige Abendmahl gehalten mit 105 Personen und zwar zu Medenbach, weil hier die Kirche versperrt war mit Rüstung der Mauer:"
1729. (Von der Kirmes). In diesem Jahre wurde verordnet: "Die ärgerlichen Kirchmeßbegehungen seind abgeschafft." (Wir sahen in einer Urkunde von 1349, dass damals der "kermestag" kirchlich gefeiert wurde. Da die Kirmes allerorts mit viel weltlichen Lustbarkeiten gehalten wurde, so suchte die Obrigkeit durch Verordnungen den Auswüchsen der Feier zu steuern. So bestimmte die erste Kirchenordnung (um 1531) unseres Ländchens, dass alle Kirchweihen auf den Tag der Dillenburger Kirchweihe verlegt werden sollten, "damit ein jeklicher in syner Phar daheim blybe und nemand Gastung zu halten verorsacht". Auch in den folgenden Jahrhunderten ergingen immer wieder Verordnungen, die Kirmes betreffend. Ein so fest im Volksleben verwurzeltes Fest lebte immer wieder auf und artete aus, sobald die Umstände dafür günstig waren. Seit wann die Kirche in Breitscheid den Tag der Einweihung ihres Kirchengebäudes nicht mehr im Gottesdienst feiert, ist mir nicht bekannt. Heute ist sich das Volk des kirchlichen Ursprungs seiner Kirmes kaum noch bewusst, da im Gottesdienst nicht mehr Bezug darauf genommen wird. Die Sache ist von den Pfarrern verschieden in den letzten 70 Jahren gehandhabt worden. Pfarrer Müller von Eisemroth gibt in seinem Buche "Abseits der Heerstraße" an, wie und warum er dem Zusammenhang des Festes mit der Kirche Rechnung trug. Auch Pfarrfrauen gab es, die an diesem Tage Zugeständnisse machten: auf der Kirmes zu Breitscheid um 1860 durfte jeder Kirmesbursch einmal mit Frau Pfr. Bickel tanzen. Unser Pfarrer Oskar Hain
*) Philippi in "Weiße Erde" (Seite 365): "Und noch ein Leid ist's über alles Leid, dass Erdbäckerland Menschenland ist; und man solls leise sagen mit Trauern, dass sie alle bis unter die Schultern in der Grube stecken". - Und darum hat auch Gg. Chr. Lichtenberg recht: "Die Menschen denken über die Vorfälle des Lebens (also auch über die sittlichen Verfehlungen anderer) nicht so verschieden, als sie darüber sprechen". Mancher ist wohl bestimmten Sünden gegenüber ein Starker, ein Held, hat aber dafür andere schwache Zeiten in seinem Charakter. Darum: "Erkenne dich selbst", und der Pharisäer in dir wird dann bescheidentlich zurückstehen.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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