gueden (Gut), wie man das nennen mach, das gelt bringen mach (Sinn: welchen Namen es auch haben mag, soweit es nur Geld bringt) des elters (Altars) halb und des geluchtes (Gelnuchtes in der Kapelle) halb und sollent die bawmeister die almose affter diessem tag hute (nach dem heutigen Tage) legen an gulte (Zins) zu kauffen (auf Zins anlegen) ien beiden zu nutze, und die gulte soll halb sein eins Kaplans (für den Altardienst) und halb eins geleuchtes (Beleuchtung der Kirche, z.B. Kerzen), es enwere dan sache, das die kirche oder der kirchhob besiegelt wurden (?) ander geergnot werden von ungewidder oder von anderm unglucke, die soll man wider machen und wider pringen von der gemeinen almose, und wan das gescheen ist, so soll der kaplan und das geleuchte wider sitzen (d.h. in den Besitz der almose gelangen) als vorgeschrieben stehet.
Wan auch kumpt ein kermes tag, die almose, die da gefallen vor sanit Anthonius auswendig der kirchen, die sollent eins kaplans halb sein und des geleuchtes halb. Sonder (insonderheit) die bawmeister sollent schenken dem kaplan und seinen gesten fur die gemeine almose uff denselben tag ein halb virteil weins abe da (wenn) wein feil ist, abe ein virteil biers, abe da bier feil ist und nit wein.
Desen brieff und alle die brieve, die zu der kirchen horen, soll man legen in ein gemein beheltnis; dartzu sollent horen zwen schlosselle, des soll der kaplan einen halten und die bawmeister einen, ien beiden zu nutze. Alle diese puntte und artickel wie sie vur mit worten underscheiden sint, globen (geloben) wir von beiden seitten in guten trewen (Treuen) und in eide stadt stede und veste zu halten, und welche site under uns das breche, die solten sein truwelosz (treulos) und meineidich und zeyn marck verbrochen han; und solte es doch stede und veste halten. Zu urkhunde der warheit so han wir von beiden seitten gepetten Schrikkelnhen und Dilen Fritzen soen zu dem male burgermeister zu Herbon und hern Niilasen zu dem male perner zu Herborn, das sie durch unser bede willen ire ingesiegelt an diessem brieff handt gehangen.
Datum in die katheden sankte Petri (Petri Kettenfeier) anno ein dausent drey hundert neun und viertzig.
(Petri Kettenfeier: der in der katholischen Kirche eingeführte Feiertag zur Erinnerung an die Gefangennahme des Petrus)
Abschrift des 16. Jahrhunderts)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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