Nach den Befreiungskriegen ordnete Deutschland seine politischen Verhältnisse neu. Eine Menge kleinerer Gebiete gingen in größeren auf. Auch Nassau-Oranien hörte auf, weiter zu bestehen. Heute erinnern noch einige Namen im Kreis, wie z.B. Oranienverlag, an das alte Fürstenhaus. Wir wurden 1815 mit Südnassau zum neugebildeten Herzogtum Nassau vereinigt, und unsere Regierungshauptstadt wurde Wiesbaden anstelle Dillenburgs. Leider wurden wir vom Hickengrund und dem Siegener Gebiet getrennt, mit denen uns eine jahrhunderte lange gemeinsame Geschichte verbunden hatte und die nun an Preußen fielen. Es wird Aufgabe der Schule sein, unsern Kindern das nahe Siegerland nicht fremder sein zu lassen als das südliche Nassau, mit dem uns kaum wirtschaftliche Fäden verbinden. Rechte Heimatkunde zieht Kreise und macht für Breitscheid nicht schon bei Dresselndorf Halt, weil es den Politikern gefallen hat, dort auf der Karte eine Grenze zu ziehen.
Das Herzogtum Nassau wurde in Ämter eingeteilt; wir gehörten zum Amt Herborn, blieben also bei unserem Mutterort. Anstelle der Heimberger traten als Dorfoberhäupter jetzt die Schultheißen. Der Name Heimberger lebt in Rabenscheid noch fort in dem Hausnamen "Alteheimbergers". Die Einrichtung der Heimberger bestand viele Jahrhunderte hindurch. Die Hauptaufgabe des Heimbergers bestand darin, dafür zu sorgen, daß die vielerlei Abgaben und die mancherlei Dienste an die Herrschaft in Dillenburg rechtzeitig und ordnungsmäßig geleistet wurden. Ihm zur Seite standen die Geschworenen (1571 waren es 4.), die später zur Zeit der Bürgermeister Vorsteher hießen und nach Erlaß der Landgemeindeordnung (1902) Gemeindeschöffen genannt wurden. Das Wort "Schöffe" ist ein altes Wort und kommt von "schöpfen"; die Männer sollen die Wahrheit schöpfen, ergründen. In dem Amt des Gerichtsschöffen liegt der Sinn des Wortes am deutlichsten zutage. - Folgende Namen von Heimbergern in Breitscheid sind mir gelegentlich aufgestoßen:
- 1457 Henni Brommer
- 1571 Wüsten Christgens
- 1603 Adams Cunz
- 1615 Cunz Schmith
- 1649 Johann Groß
- 1659 Töngeß Groß
- 1660 Thönges Groß
- 1670 Peter Leng
- 1674 Peter Thomas
- 1683 Konrad Beuel
- 1697 Johann Jost Petri
- 1707 Jost Henrich Beuel
- 1725 Johannes Weyel
- 1742 Johann Henrich Schmitt
- 1750 Peter Görg
- 1761 Georg Kolb
- 1780 Johannes Fesch
- 1783 Johannes Kolb
- 1809 Munizipalrat Stahl
- 1814 Jost Henrich Bechtum
Ein Schultheiß soll nach der Bedeutung des Wortes ein Mann sein, der zu befehlen hat, der die Untergebenen zu heißen hat, was ihre Schuld, ihre Schuldigkeit ist. Der Name Schultheiß ist bei uns lebendig geblieben in dem Hausnamen "Altescholtese". In Altescholtese Haus wohnte der erste Schultheiß, Jost Henrich Bechtum. Schultheißen gab es von 1815-1848. Es waren in Breitscheid folgende Männer Schultheißen:
1815-1829 Jost Henrich Bechtum; 1829-1833 Johannes Thielmann (der Großvater des blinden Rudolf Thielmann); 1833-1837 Johannes Schmidt (in Fesch Haus am Krummen Weg); 1838-1842 Johannes Klaas (Müllers Vorfahr), - Klaas soll ein energi-
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von Kornelia Pelz übersetzt
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