Alter! Aber man merkt doch seinen Aufzeichnungen an, dass er mit gutem Willen bestrebt war, der Nachwelt das Wesentliche der Geschehnisse aus seiner Zeit zu überliefern. Unter den späteren Führern der Schul-Chronik haben es einige sehr leicht genommen mit ihrer Pflicht (auch meine einstigen Lehrer), umsomehr ist der Geschichtsfreund dem "alten Haas" dankbar. Da wir nun jetzt eingetreten sind in die Zeit, in welcher unsere Schule selbst ihre Geschichte aufzeichnet, so kann ich hier in meiner Arbeit die Geschichte der Schule zurücktreten lassen, besonders das Persönliche über die Lehrer. Wenn es in früheren Abschnitten einen verhältnismäßig großen Raum eingenommen hat, so geschah es deshalb, weil mit dem Persönlichen zugleich das kulturgeschichtliche gegeben werden sollte. - Von Haas sei noch berichtet, dass er 1822 das Glöckneramt niederlegte. Er war kinderlos, und die Arbeit war ihm zu viel. 16 Gulden hatte er jährlich aus dem Glockenamt bezogen. Seit 1822 sind die Küsterdienste in Breitscheid vom Schulamt getrennt. Der erste neue Glöckner war Johannes Thielmann. - Haas wurde 1836 in den Ruhestand versetzt. Vikar Schellenberg schreibt in der Kirchenchronik, es wäre Zeit gewesen im Interesse der Schule. 1859 wurde Haas hier im Alter von 86 Jahren zu Grabe getragen. Sein Bruder hatte 1803 hierher geheiratet und war Gemeindediener hier. Von diesem stammen "Hoose" am Schönbacherweg ab. - Die Frau des Gemeindedieners Haas war von 1822-1837 "Strickersche" hier.
Juli 1819 wurde Rabenscheid, das bis dahin zur Driedorfer Kirche gehörte, dem Kirchspiel Breitscheid zugeteilt. Wie erzählt wird, sollen die Rabenscheider auf der Hub mit Musik von den Breitscheidern abgeholt worden sein.
Über die Pfarrer in Breitscheid will ich einiges nachholen. Auf Pfarrer Cunz war Pfarrer Schepp aus Diez gefolgt, der nur 2 Jahre hier amtierte; auf ihn folgte 1780 Pfarrer Jak. Konrad Schmitt, ein Lehrerssohn aus Herborn. Er starb 1799 hier und wurde hier begraben. Dann folgte Heinrich Wilhelm Chr. Jousseaume, ebenfalls ein Lehrerssohn aus Herborn, bis 1812. Von 1812 bis 1830 bekleidete die hiesige Pfarrstelle Karl Wilhelm Westerburg, der Sohn des Kammerkanzlisten von Dillenburg. Es ist der erste Pfarrer, über welchen die mündliche Überlieferung noch einiges zu berichten weiß. Er hat in Küsters Haus (am Tiergarten) gewohnt ?, wahrscheinlich im Ruhestand. Überhaupt sagen die alten Leute, Küsters Haus sei früher das Pfarrhaus gewesen. Meines Erachtens nach kann es sich nur um ein vorübergehendes Wohnen in Küsters Haus gehandelt haben, denn Breitscheid hatte doch immer ein Pfarrhaus auf dem Pfarrgrundstück in der Mitte des Dorfes. Dem Pfarrer Westerburg soll es zu Zeiten mit seiner Familie sehr schlecht gegangen haben. (*) Er erlebte ja die Hungerjahre F) 1816/17 hier. Dazu hatte er einen oder mehrere ungeratene Söhne. Als der Lehrer Haas einmal längere
*) Von der großen Armut im Pfarrhaus zeugt folgender Vorfall, den mir der Kirchenschneider erzählte: Ein Schuhmacher von Haiger hatte Schuhe gebracht und wartete nun auf die Bezahlung. Der Pfarrer Westerburg befand sich in peinlicher Lage. Woher das Geld nehmen? Wie sollte er den Mann "fortschustern"? Einen seiner hoffnungsvollen Söhne draußen, der die verzweifelte Lage des Vater ahnt, kommt der rettende Gedanke. Er stürzt plötzlich ins Zimmer und ruft: "Vater, hast dus gehört, in Haiger brennts!" Mit einem Satze ist der Schuster auf und davon, und für diesmal war ihn das Pfarrhaus wieder einmal losgeworden.
F: "Heide und Hunger sind verwandt wie Mutter und Kind." Ph.).
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von Kornelia Pelz übersetzt
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