(Bürgermeisters Frieda) teilt eine Schürze voll Äpfel aus an die Infanteristen, die nach Erdbach weiterziehen. Die Musik bleibt beim Gemeindehaus und spielt den Breitscheidern noch einige Stücke, einen schönen Walzer, den Hohenfriedberger Marsch, wieder einen Walzer, dann eine lustige Polka. "Herr Major "bleiben sie bei uns", bittet jemand. Ja, das wollten sie auch. Dann kam Befehl zum Weiterziehen, und als von neuem Infanterie singend am Pfarrhaus vorbeikam, schlossen sie sich dieser an und zogen nach Medenbach ab, die Breitscheider Jungwelt im Taktschritt noch ein Stück mit. (*) -
6 Dezember.. Wieder Truppendurchzüge. Bayern mit blauweißen Bändchen an der Mütze ziehen den Erdbacher Weg hinab. Im Vorbeimarsch spielt die Musik den Hohenfriedberger Marsch. Neue Einquartierung. -7. Dezember. Ruhetag.
8. Dezember. Sonntag. Morgens ziehen Truppen durch nach Medenbach. Die Musik spielt das Lied: Im Krug zum grünen Kranze. - Am
11. Dezember hielt ein Hauptmann vor dem Abmarsch noch eine kurze Rede auf der Pfarrwiese an die Artilleristen. Noch 30 km wollten sie heute fahren, dann würden sie entlassen, es solle daher noch jeder seine Pflicht tun wie auch seither. Ein Teil der Fahrer blieb noch hier. Sie schliefen in den Häusern und kochten sich in den Häusern oder Gärten selbst. Die durchziehenden Truppen führten ihre fahrbaren Küchen mit sich, und in gewissen Abständen erschien immer die rauchende Gulaschkanone. Und gut zu kochen gabs! Ich schaue von oben in einen Wagen und sehe 2 geschlachtete Ochsen daliegen. Andere, denen dies Schicksal noch harrt, bilden den Schluß des Bataillons. An Fleisch kein Mangel! Ich sagte zu meiner Mutter; "Es ist eine wohlweisliche Absicht dabei: man will die Soldaten bei guter Laune erhalten, daß keiner vorzeitig die Truppe verläßt und sich aufs Betteln und Plündern verlegt." So ist es denn auch viel sittsamer und geordneter hergegangen als wir erwarteten. Das Verhältnis zu den Dorfleuten blieb im allgemeinen ein freundliches. Doch war nicht zu verkennen, daß bei manchem Wirt mit der Zeit das Wohlwollen für den Vaterlandsverteidiger nachließ. Die ersten Truppen kamen ins Bett, die folgenden aufs Strohlager in die Stube, die letzten schliefen auf dem Heuboden oder gar im Stall. Die meisten Soldaten machten auch gar keinen Anspruch auf ein Bett, weil sie es gar nicht mehr gewöhnt waren und weil sie das Bett des Wirtes auch nicht bevölkern wollten mit den kleinen Plagegeistern, die sich bei ihnen einquartiert hatten. Die ersten Pferde standen in der Scheune im Heu bis an die Knie, die letzten benagten vor Hunger die Scheuerleiter. Aber zu verstehen wars von dem Bauer, daß er seine knappen Heuvorräte geschont haben wollte. Und zu verstehen wars von dem Artilleristen, wenn er dann nachts fütterte und ganze Wellen Heu herabwälzte. (**) Wenn die Pferde die schweren Wagen 30 km weit, bergauf und bergab, bringen sollen, müssen sie etwas in den Rippen haben. - Am 1. Weihnachtsmorgen zogen die letzten Truppen ab.
"Wenn wir auch nicht die Kraft haben, an dem Schicksal, an das wir geschmiedet sind, zu rütteln, so haben wir doch die Freiheit, es in Tiefe zu ertragen."
Frei wollt ihr sein? "Die Zucht des Menschen an sich selber um des Guten willen ist die Freiheit." (A. Dulk.)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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