1920: Errichtung der Arztstelle in Breitscheid.
Die erste Anregung dazu ging von Militärärzten aus. Beim Heeresrückzug gaben sie in 1918 in Breitscheid der Befürchtung Ausdruck, daß wegen der Überfüllung im Ärzteberuf viele junge Ärzte nun wohl keine Stelle finden würden. Bürgermeister Thielmann erwog den Gedanken weiter. Bis dahin war Breitscheid von den Ärzten von Driedorf, Haiger und Herborn bedient worden; zuletzt von Dr. Schütz - Herborn, der meist "in der Hurrah" (Eile) hier seines Dienstes waltete. Bürgermeister Thielmann trat nun in Verbindung mit jungen Ärzten, und in 1920 wurde dann Dr. Struth (aus Lauterbach) nach persönlicher Vorstellung hier für Breitscheid verpflichtet. Er wohnte zunächst bei Otto Haas am Rödgen (Nr. 72), bis er in 1921 die neu errichtete Dr.-Wohnung auf der Bitz mit seiner jungen Frau beziehen konnte.
- Die Pläne des Bürgermeisters Thielmann gingen auch auf Einrichtung von Operationszimmer und Krankenzimmern in der Dr.-Wohnung; aber das schoß nun doch weit übers Ziel hinaus. Aber dann hätte doch erst recht der Bau nicht dorthin gestellt werden dürfen, sondern auf die Sonnenseite des Dorfes. Die Gemeinde wählte eben diesen Platz, weil er ihr Eigentum war. (Rückblickend sehen wir erst 1584 den ersten Arzt im Dillenburgischen auftauchen, und dieser war nur Hofarzt der Grafen und nicht zur Beratung und Behandlung der Untertanen verpflichtet wie der später auftretende Landphysikus. Die äußere Behandlung der Kranken blieb in den Händen der Bader, die erst im Anfange unseres Jahrhunderts ganz in Abgang gekommen sind.
- Die älteste Apotheke in unserer Gegend soll 1565 zuerst (in Herborn) erwähnt werden. Aber die Gemahlin Wilhelms des Verschwiegenen reiste 1568 vor ihrer Niederkunft nach Köln und gibt als Grund an, daß zu Dillenburg eine böse Seuche ausgebrochen sei, und daß auf dem ganzen Westerwald weder "Apotheke, Balbirer noch Doktor" zu finden sei.)
Über die Erweiterungsbauten am Rathaus in 1919
(Einrichtung des Gemeindebades und der neuen
Büroräume) ist auf S. 194 dieses Buchs berichtet
worden.
Auch der Aufbau auf der Mühle fand in 1919 statt.
(Der östliche Anbau an der Mühle in 1933. Siehe S.
1920 Neubau einer Lehrerwohnung für die Gemeinde Breitscheid auf der Bitz.
Es fehlte an einer Wohnung für den 3. Lehrer (Thenert), der in Webers Haus am Medenbacher Weg wohnte.
- Errichtung der 4. Lehrerstelle in Breitscheid. Sie wurde besetzt mit Lehrer Wilhelm Gunkel (1920-1924 in Breitscheid). Nach Fertigstellung der neuen Lehrerwohnung bezog Lehrer Gunkel die seitherige Wohnung des Lehrers Thenert. Er war der Erste in unserem Dorfe, der ein Radio hatte.
1921, Oktober 23.: Einweihung der Kriegergedenktafel in der Kirche. Über die erhebende Feier, bei welcher auch einige Damen und Herren aus Herborn zwei Lieder vortrugen, hat Pfarrer Weyel in der Kirchen-Chronik ausführlich berichtet (S. 183/184), worauf hiermit hingewiesen sei. (Die Tafel verfertigte Schreinermeister Robert Reeh, die kunstvolle Beschriftung führte der Techniker Ernst Thielmann aus.)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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