von mir, die mit mir einst die für die damalige Zeit große und schöne "neue Schule" in der Lück besuchte. Ich sagte zu ihr: "Gott walts! Muss man jetzt sagen!" So war mirs als Kleinkind von der Mutter eingepflanzt worden: sich bei wichtigen Angelegenheiten unserer Abhängigkeit vom Schutze des Höchsten inne zu werden; heute überschritt das "Gott walts!" unwillkürlich wieder die Bewusstseinsschwelle, so innerlich erfasst war ich von der Bedeutung dieses Einzugs als des ersten, der menschlichen Voraussicht nach die Einzüge vieler junger Geschlechter einleitete. Mögen sie in Frieden und Freude geschehen!
Innen das Gewoge der freudig erregten Menge. In jedem Klassenzimmer hing ein Pestalozzibild (leider zu hoch!), und in dem Zimmer rechts unten stand unter dem Pestalozzi-Bild ein Tischlein, auf welchem um einen Blumenstrauß die Werke Pestalozzi und Bücher über ihn geordnet lagen.
Nach und nach leerte sich das Schulhaus, denn es winkten nun Genüsse anderer Art: die Bewirtung der Festteilnehmer seitens der Breitscheider Mädchen mit Kaffee und Kuchen; in Schumanns Saal für die geladenen Gäste, im kirchlichen Vereinshaus für die Schulkinder und in der seitherigen Schule für die übrigen Gäste. Mich zogs am meisten hinüber ins Vereinshaus zu den Kindern. Am ersten Tisch Erwachsene; man rückt mir noch ein wenig. Wie wohl war mirs, nach so langer Zeit wieder einmal in Kinderjubel und - trubel zu weilen! Und auch unser Tisch bot mir Anlass zur Freude, trat doch hier die Einigkeit der Breitscheider an diesem Feste greifbar in Erinnerung. Angehörige der drei Religionsgemeinschaften an einem Tisch; wie schön war das! Heute war unser Dorf wirklich einmal eine Lebensgemeinschaft.
Abends nach dem Essen fand noch eine gemeinsame Nachfeier in Schumanns Saal statt, wo es noch recht heiter hergegangen haben soll. Leider fielen auch einige Schatten auf die sonst so schön verlaufene Feier. Die Ursache war der Alkohol. Der Festausschuss hatte leider ... Liter Bier bewilligt. Es ist ein altes Erbübel der Deutschen: man glaubt diesem großen Volksfeind noch immer seinen Tribut zollen zu müssen und ohne ihn kein rechtes Volksfest feiern zu können.
Doch nehmt alles nur in allem: der Tag der Einweihung unserer Schule war für unser Dorf ein Fest, ein schöner und erhabender Tag, der allen Festteilnehmern in frdl. Erinnerung bleiben wird. Große und hohe Gedanken sind der Arbeit an unseren Kindern, ihrer Bedeutung entsprechend, mitgegeben worden. Mögen sie noch lange nachhallen, ja die Erziehungstätigkeit in unserer Schule bis in die fernsten Zeiten begleiten; und dass sie unvergessen bleiben, und die Lehrer stets wissen mögen: So ist die Schule in den Sattel gesetzt worden! Dazu möge auch dieser Chronikbericht sein bescheiden Teil beitragen.
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von Kornelia Pelz übersetzt
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