Philippi in Erwartung von Weihnachten:
(Aus der Erzählung das "Schuttescheusel")
"Jetzt muß Weihnachten kommen, darauf alle Menschen warten; muß kommen und wieder liegen als ein selig Kindlein mit zarten Gliedern mitten in der rauhen, dornigen Welt ... Dies ist die Zeit, wo es im Menschenherzen quillt und schwillt von einem unbeschreiblichen Mitleiden, das auf allen Gassen ruft, alles was heimatlos ist: kommt doch herein! Denn das ist Weihnachten, das Fest unendlichen Mitleidens, das dem nackten Leben eine warme Mutterbrust bietet und einen sicheren Vaterarm". -
Weihnachten ist da! "Und nun will ich ein Licht anzünden in der Stube, und es soll ein helles, brennendes Mitleiden sein über zwei Menschenkinder, die nach dem Willen des Lebens in eins hätten wachsen sollen zu einem stillen, frohen Leben; sollten zu Weihnachten haben mitten auf dem Tisch einen grünen Baum, der auf jedem Zweig waagerecht ein Lichtlein heraushält ins dunkel; und während draußen im bitterkalten Frost die Waldbäume auseinander krachen und an der Hütte auf den langen Eiszapfen am Dach der Wind ein Lied spielt wie auf einer Eisorgel, sollten sie sagen: Wie wohl ist's beieinander sein in der warmen Stube, daß man Schnee und Eis abtreten kann auf der Schwelle und innen ein warmes Herz und Hände findet zum heiligen Geben. - Denn das ist das große Mitleiden, das Weihnachten macht, das heilige Geben; wie der Eine am dürren Holz in der toten Welt das Geben übte bis auf den letzten roten Tropfen Blut". (F)
Die guten Pfarrersleute Bars gedachten zu Weihnachten auch noch ihrer alten Gemeinde und erfreuten die kinderreiche Familie ihres hiesigen Nachbars mit einigen Gaben. Dem Begleitschreiben der Frau Pfarrerin entnehme ich folgendes, liegt doch ein Werturteil für unsere Heimat darin: "Ich habe noch großes Heimweh nach Breitscheid .... Mir fehlt hier (in Wiesbaden) in der Nähe der Wald und die freie Natur; im Sommer werde ich Ersatz in Breitscheid suchen .... Ich denke viel an Sie und die Kinder, gehörten Sie doch so ganz zu den schönen Zeiten, die wir im Westerwald verlebt haben."
F) Nochmals Philippi: Weihnachten! "Die Tannen legten ihr Feierkleid an. Schon war der Christtag bis ans Dorf gerückt. Die Heide lag weiß und feierlich wie ein Gottestisch und wartete auf die Stimme vom Himmel: Kommt, denn es ist alles bereit!" - "Der Morgen kommt und lehnt gähnend gegen die Scheiben. - Horch! Über die weißen, weiten Felder kommt ein Klingen wie ein Fest. Soll ein besonderer Tag sein? Das Klingen kommt mit mächtigen Schritten ... Der Posaunenchor spielt: "Dies ist der Tag, den Gott gemacht!" - Christtag! Heute ist Christtag!" (Aus "Hasselbach und Wildendorn")
Zu S. 140! Ein Eheverspruch (Aus dem Leben des Schulmeisters Thielmann) 1771 (Presbyterial-Protokoll). "Im Presbyt., vorm Heiligen Abendmahl erschienen Johs. Thielmann, zeitiger Schuldiener und Anna Elis... Man vernahm sie wegen eines angeblichen Eheverspruchs. Beide gestunden, daß sie sich zusammen ehlich versprochen, jedoch ohne Consens der Ältern von der Georgin. Ihr Verspruch seye so geschehen, daß ein Theil dem anderen wolle standhaft, treu und lieb verbleiben, so lange es der andere Theil auch verbliebe; mithin ohne alle Schwüre, Geld und schriftlichen Versicherungen. Letztere wäre auch noch zufrieden, erstern zu heirathen, falls es ihre ältern zufrieden wären. Sie wolle auch nicht von ihm laßen. Woltens aber ihre Ältern nicht zugeben, so möchten sie es verantworten. Die Mutter ... bekannte, daß weder sie noch ihr Mann ihre Einwilligung gegeben, auch niemals dazu geben wollten. Weil sie die Tochter noch nicht verandern wolten; sie (aber) doch Herr über ihre Tochter wären; selbige durchaus noch keinen Mann haben solte, bis sie es haben wolten. Sie ... zeuget, wie sie gegen den Schulmeister nichts habe, auch nichts auf ihn zusagen wiße, daß seiner Ehre oder Amt nachtheilig oder schädlich wäre. Auch gestehet die Tochter, daß der Schulmeister sie niemals zu einiger Schande oder Laster habe verführen oder ihr dazu Anlaß geben wollen. Sie gäbe dann den Schulmeister los, weil sie solches thun müste".
seite-317 - seite-319
von Kornelia Pelz übersetzt
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