Am 6. Januar (1934) starb unser Altbürgermeister
Ferdinand Adolf Thielmann. Er nahm teil an der gemütlichen
Zusammenkunft des Breitscheider Sanitätsvereins. Aber in
seiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender hielt er eine kurze Ansprache.
Er sagte, dass es für ihn leider bei seinem fortgeschrittenen
Leiden nicht möglich sei, sich der Sache des Sanitätsvereins
so zu widmen, wie er es gerne möchte. Und der Mensch müsse
einmal abtreten von dem ihm liebgewordenen. Es hieße in
der Bibel: "Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben." Damit
müssen wir uns alle abfinden.
Danach unterhielt er sich noch etwa 10
Minuten mit den Tischnachbarn. Dann wurde Dr. Kollmeyer aus dem
Saal zu einem Kranken gerufen, nichtahnend, dass er hier einen
Schwerkranken zurückließ. Darauf ging auch Thielmann
hinaus.
Bald darauf fanden ihn Vorübergehende
bewusstlos auf der Treppe. Man trug ihn nach unten in Schumanns
Wohnung und bette ihn auf ein Sofa, wo er bald einen Herzschlag
erlitt. Er hatte sich in diesen Tagen noch eine Einspritzung geben
lassen gegen sein Asthma. Wie alle diese Gifte schließlich
ihre Wirkung versagen, so auch hier. Dazu mag das seit Monaten
schon gebrauchte Mittel das Herz noch weiter ruiniert haben. Und
so führt die kleine Aufregung bei der Ansprache zum Ende.
Das gute Wetter bei dem Begräbnis hatte eine zahlreiche Beteiligung
zur Folge, besonderes gaben viele Sanitäter dem Verstorbenen
das Geleit.
Sich der Krankenpflege zu betätigen,
lag dem F.A. Thielmann im Blute. Es war ein Erbteil seines Vaters,
der in der Zeit als noch kein Arzt hier war viel Gutes durch Verabreichung
homöopathischer Mittel an den Kranken tat. Hatte ein Kind
belegte Mandeln, so wurde Bechtums August gerufen, der ihm dann
den Hals bepinselte, alles umsonst. So erinnere ich mich noch an
die 1880 er Jahre. Kein Wunder, dass es auch Ferdinand im Kriege
zum Sanitätsdienst hinzog, wozu er sich freiwillig meldete.
er war in Russland und Frankreich und erhielt die Rote Kreuz Medaille.
Auf seine Anregung wurde die hiesige Sanitätskolonne gegründet.
Sie bestand bei der Gründung aus 35 Mitgliedern. Die Zahl
ging in den folgenden Jahren auf 8 zurück. Diese 8 Mitglieder
erhielten bei der jetzigen Feier die Auszeichnung für 10
jährige verdienstvolle Tätigkeit. Heute zählt der
Sanitätsverein wieder rund 90 Mitglieder. Ende Januar ging
eine Nachricht durchs Dorf, Dr. Kollmeyer sei zum 1. Februar nach
Driedorf versetzt, nach der Heimat seiner Frau. Heute Abend, dem
5. Februar, Abschiedsfest im Schumanns. "Im schönsten Wiesengrunde"
klingts herüber. Dr. Kollmeyer hat manchem unsrer Kranken
das Honorar erlassen, was ich gerne hier begrüße. Er
hatte eine reiche Fabrikantentochter zur Frau und war kinderlos.
Zudem ist auch das Arzthonorar im Vergleich zur Zeit vor 25 Jahren
ungewöhnlich hoch. Die Stelle erhielt der junge Dr. Karl
Seibel, gebürtig von Schönbach.
Anmerkung:
Dieser Bericht aus der Breitscheider Ortschronik wurde vom damaligen
Chronisten Reinhold Kuhlmann geschrieben und von Ulrich Thielmann
übersetzt.