Die Ortschronik von Reinhard Kuhlmann - Seite 96
es brach noch die Pest aus, welche viele Menschen wegraffte. - Damit die Offiziere Ordnung unter den Soldaten hielten, machte man ihnen Geschenke. Einer, der in Driedorf lagerte, bekam, weil er sich mit seinen Soldaten gut betragen hatte, 1 Pferd und 130 Reichstaler geschenkt. - 1623 starb Graf Georg von Dillenburg und sein Sohn Ludwig Henrich wurde sein Nachfolger.
1626. Zu dem Drucke des Krieges kam jetzt noch als weitere Geißel der geplagten Menschen eine furchtbare Pest. Die Soldaten hatten sie überall hin verbreitet. In einem Breitscheider Kirchenbuch steht: "1626: pestis". - Aus den Kastenrechnungen dieses Jahres: "Item als den 11ten Juny das allmosensecklin von Soldaten genommen gewesen, daß man nicht hat uffheben können, ein anders machen lassen. Kost 6 Albus. Und das schellgin daran 4 Albus."
Im Herbst 1627 wurde der gesamte Ausschuß (Heimwehr) im Dillenburgischen aufgeboten, sogar mit Artillerie bewaffnet, um das Wallenstein´sche Heer, das von der Wetterau, wo es grausam gehaust hatte, nach den Niederlanden ziehen wollte, nicht durchzulassen. Wallenstein drohte dem Dillenburgischen Grafen, wenn der Ausschuß nicht zurückgezogen würde, wolle er 3000 Mann nach dem Westerwald schicken, und die aufrührerischen Bauern niederhauen lassen. Man mußte nun beigeben und die Regimenter durchziehen lassen. (F)
- 1628 hatte unsere Gegend wieder viel durch Einquartierungen von den Kaiserlichen zu leiden.
(Wir müssen uns beschränken und können nicht alle Durchmärsche durch unsere Gegend und alle Einquartierungen hier bringen, ihre bloße Anführung ist auch nicht von Interesse, solange wir nicht in der Lage sind, mit Nachrichten darüber, was unser Dorf im einzelnen erfahren hat, aufzuwarten. Und daran fehlt es uns. Je länger der Krieg dauerte, desto erbitterter wurde das Verhältnis zwischen den Soldaten und der ansässigen Bevölkerung, besonders wo es Grundsatz war (wie bei Wallenstein nachher), den Krieg durch den Krieg ernähren zu lassen.
Ein solches durchziehendes Heer bestand auch nicht allein aus den Soldaten. Ein Regiment von 3000 Mann führte zuzeiten allein etwa 2000 Weiber mit sich, dazu die Trossbuben und Lagerkinder, die Marketenderinnen und allerlei zweifelhaftes Gesindel, das sich anschloß; so wurde der Troß etwa dreimal so groß als die Zahl der Soldaten. Wehe der Gegend, die den Durchzug eines solchen Heeres über sich ergehen lassen mußte! Dreimal Wehe! Wo es längere Zeit verweilte!
Um die Mitte des Krieges war die Soldateska so roh geworden, so grausam und barbarisch, daß uns ein Schauder überkommt, wenn wir lesen, welche Untaten sie zuzeiten verübt hat. Zu den früher geübten Schandtaten erfand sie immer neue, um dem Bauer etwa versteckt gehaltene Vorräte abzupressen. In solche Teufelei können die Menschen erst allmählich hineinwachsen. In den 1620er Jahren muß die Behandlung der friedlichen Bevölkerung im Vergleich zur späteren Zeit noch verhältnismäßig glimpflich gewesen sein, wie wir aus einer amtlich protokollierten Aussage des Heimbergers von Sinn ersehen können. Eine Abteilung der spanischen Besatzung in Wetzlar glaubte Sinn einen Denkzettel geben zu müssen und überfiel die Bewohner. Nachher ließ die Dillenburger Regierung die Tatsachen feststellen.
(1629) Der Heimberger Christ Söll sagt in dem Protokoll, bisher sei solches in diesem Krieg noch nicht vorgekommen. Es heißt wörtlich in dem Zeugenbericht: "... als sie uf ihn geschlagen, und ihn auch getröwet (gedroht) zu schießgen, ... da hett er ihnen entlaufen wollen und kein sorg gehabt, dasz sie so feindlich schießgen
F) 1627 wurde ein Koppelhutstreit zwischen Breitscheid und Erdbach durch den Schultheiß Caps zu Herborn geschlichtet. (Der sogenannte "Capsische Abschied".)
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von Kornelia Pelz übersetzt
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